Menschen aus Sprechberufen landen häufig erst nach einem langen Leidensweg in der logopädischen Praxis: Die Stimme klingt heiser oder brüchig; das Sprechen strengt an und ermüdet. Und die Leistungsfähigkeit der Stimme ist eingeschränkt. Mit einer Stimme, der es an Tragfähigkeit und Durchsetzungsvermögen mangelt, wird die Zuhörerschaft nicht (mehr) erreicht. Das „überlebensnotwendige“ Instrument – die Stimme – ist im Begriff verloren zu gehen oder bereits verloren.
Die Stimme als Arbeitswerkzeug
Sie transportiert Inhalte und stellt Beziehung her. Eine funktionierende Stimme kann „Energie-Geber“ sein; genauso wie eine belastete, nicht funktionierende Stimme (wiederkehrende Heiserkeit, Schmerzen im Hals, Knödelgefühl, …) ermüden kann.
Was die Logopädin rät:
Lassen Sie nicht wertvolle Zeit verstreichen, bevor Sie aktiv werden. Denn je weiter die stimmlichen Leistungseinbußen herabgesetzt sind, desto aufwändiger ist in der Regel der Weg zurück. Daher die Empfehlung: Kümmern Sie sich frühzeitig (am besten bereits während der Ausbildung) um Ihre Stimme. Trainieren Sie Ihre Stimm- und Sprechwerkzeuge und nehmen Sie erste Anzeichen von stimmlichen Veränderungen ernst. Spätestens nach drei Wochen Heiserkeit wird zu einem Arztbesuch geraten.
Die Stimme im Sprechberuf – eine Herausforderung.
Vielen fällt es schwer, die dringend notwendige Stimmschonung oder Stimmruhe einzuhalten. In Fällen, in denen auch ein Krankenstand oder ein länger anhaltende Stimmkarenz (verbunden mit einem Fernbleiben von der Arbeit) empfohlen wird, entsteht erneut Druck – auch durch die Gesellschaft.
Gertraud S., Lehrerin, berichtet:
„Wissen Sie, wenn ich mir das Bein breche und mit Gips herumhumple oder die Nase trieft, ist es selbstverständlich und gut sichtbar, dass ich krank bin. Allen ist klar, dass ich meinen Job nicht ausführen kann. Wenn ich nun aber meine Stimme verloren habe und an Unterricht gar nicht zu denken ist, schauen mich die Leute, z. B. beim Tageseinkauf, immer wieder mit Kopfschütteln und Unverständnis an. Nur wenige sprechen ihren Gedanken aus: ‚Du siehst blendend aus und bist nicht in der Schule?‘ – Eine schwierige Situation für mich: Gerne würde ich so bald als möglich wieder meinem Job nachgehen. Doch für den Unterricht braucht es mein Instrument – die Stimme!“
Eine Reihe arbeitsmedizinischer Untersuchung ergab, dass Hals- und Stimmprobleme zu den berufsspezifischen, am häufigsten vorkommenden Beschwerden von Lehrern und Lehrerinnen zählen. Dennoch ist der Krankheitswert einer Stimmerkrankung noch nicht entsprechend anerkannt. Das belastet viele Betroffene.
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Catarina Lybeck & Barbara Widhalm, www.sprechlust.at