Sprechtempo im Griff: So bleibst Du verständlich & präsent
Du redest zu schnell? Warum Zuhörer dann abschalten – und wie Du das änderst
Du sprichst – und merkst erst am Blick Deiner Zuhörer, dass sie nicht mehr folgen? Oder Du bekommst das Feedback, Du seist „zu schnell“ oder „zu anstrengend“? Keine Sorge, Du bist nicht allein. Viele Vortragende kennen das: Wenn das innere Karussell zu schnell dreht, überschlägt sich auch die Sprache. Doch zum Glück lässt sich das ändern – mit einem kleinen, praktischen Trick: Gib den Ball ab!
Was passiert, wenn Du zu schnell sprichst?
Überforderung auf beiden Seiten
- Zuhörer verlieren den Faden
Zu wenig Pausen bedeuten zu wenig Zeit zum Verstehen. - Zuhörer werden passiv oder gestresst
Wer nicht antworten darf, schaltet innerlich ab – oder steigt aus dem Gespräch aus. - Du verlierst selbst die Kontrolle
Du überholst Dich im Denken, wirst unkonzentriert, kommst aus dem Konzept.
Die Lösung: Mach aus Sprechen ein Wechselspiel
Der Sprech-Ball: So trainierst Du ein gutes Tempo
Die Grundidee: Sprechen ist wie Ballspielen. Ein Gedanke – ein Wurf. Du gibst etwas ab, wartest auf die Reaktion, dann geht es weiter.
Schritt-für-Schritt: So funktioniert die Ballübung
1. Partner-Übung: Interaktives Sprechtraining
- Nimm einen weichen Ball zur Hand
- Nach jedem vollständigen Gedanken wirfst Du den Ball Deinem Gegenüber zu
- Warte, bis Du ihn zurückbekommst – erst dann sprichst Du weiter
- Wiederhole das Ganze über mehrere Minuten – das bringt Dir ein Gefühl für Rhythmus und Zuhörerbezug
2. Solo-Übung: Sprechen gegen die Wand
- Nutze einen leichten Ball (z. B. Tischtennisball)
- Sprich in Richtung einer Wand oder eines Fensters (Spiegelbild)
- Nach jedem Gedanken wirfst Du den Ball gegen die Wand – und wartest, bis er zurückspringt
- Auch hier gilt: Ein Gedanke = ein Wurf = eine Pause
Was verändert sich durch die Ballübung?
Beobachte bei Dir selbst:
- Atmung: Wird ruhiger, tiefer, kraftvoller
- Haltung: Mehr Präsenz, stabiler Stand
- Augenkontakt: Bewusster und gezielter
- Beziehungsqualität: Du bist mehr im Dialog als im Monolog
Fazit: Mehr Wirkung durch weniger Tempo
Ein zu hohes Sprechtempo ist mehr als ein technischer Fehler – es ist ein Beziehungsproblem. Du gibst Deinem Publikum keine Chance, mitzugehen. Mit der Ball-Methode trainierst Du ein dialogisches Sprechen, das Klarheit, Präsenz und Kontakt erzeugt. Dein Tempo passt sich an – nicht durch Zwang, sondern durch Interaktion.
stimme.at-Autor: Olaf Nollmeyer
Foto: Pexels auf Pixabay