Lernen vom alten Schauspiellehrer
Vor vielen, vielen Jahren erarbeitete ich eine Rolle von Hölderlin – sehr tiefgängig, sehr schön und ein bisschen schwer. Unbeholfen türmte ich Hölderlins Sprachgebilde vor mir in den Saal, irgendwie standen sie so herum, bis mein guter alter Schauspiellehrer mir zuletzt dies vorschlug: „Horch mal auf das Echo deiner Stimme im Raum. Nach jeder Zeile!“
Die Probebühne war nicht sonderlich hallig – aber die Wirkung großartig. Allein das Horchen auf möglichen Nachhall veränderte vieles. Nicht nur die körperliche Haltung (ruhiger, aufrechter, zugleich nach außen und nach innen gerichtet), sondern auch die Haltung des Sprechers zum Gesagten. Eine Neugier und Offenheit dem eigenen Sprechen gegenüber. Und natürlich macht man automatisch mehr und um eine Nuance längere Pausen – sonst gäbe es ja nichts zum Nachhören.
Dass diese Idee, auf den Nachhall der eigenen Stimme zu horchen, nicht nur für die Gestaltung Hölderlins Dramen, sondern auch dem alltäglichen Sprechen, etwa in Schulen, guttut, das haben viele schon lange gewusst. Und schließlich wurde eine positive Wirkung auf die Ökonomie der alltäglichen Stimme nun eben auch empirisch beweisen: siehe auch unter Link
stimme.at-Autor: Olaf Nollmeyer
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