Gähnen ist gäh-nial!
Im Lauf unserer kindlichen Entwicklung lernen wir bestimmte „Umgangsformen“: Ganz natürliche Äußerungen wie jubeln, schreien, weinen, schluchzen, ächzen, stöhnen, Zunge herausstrecken, rülpsen, spucken und gähnen gelten als unhöflich.
Dabei dient all das unserem Wohlbefinden – dem seelischen wie körperlichen – , da wir „Dampf“ ablassen, dadurch gelöster werden und wunderbar mit dem Bauch verbunden sind. All dies sorgt für eine klare, ausdrucksstarke und volle Stimme!
Als Erwachsene mit zunehmender Belastung im Alltag, sollten wir wieder lernen, unsere eigenen, naturgegebenen Reflexe wahrzunehmen und ihnen Raum zu geben. Gewöhnlich ist es im Miteinander nicht passend, diese Reflexe auszuleben – man kann sich für gewisse Laute im Kreise der Mitmenschen entschuldigen, die Hand vor den Mund halten, sich für den Moment abwenden oder sich kurzfristig an einen anderen Ort begeben.
Besonders das Gähnen sollten wir kultivieren!
Gähnen hat erwiesenermaßen viele positive, letztlich gesundheitsfördernde Effekte:
- Gähnen aktiviert und lockert das Sonnengeflecht (Solarplexus) und die Bauchmuskulatur und verbessert die tiefe Atmung.
- Eine ganze Reihe von Muskeln werden angespannt, um sich anschließend umso tiefer zu entspannen.
- Die Stimme wird nach wiederholtem Gähnen voller, da es die Stimmmuskulatur aktiviert, weitet und löst.
- Gähnen wirkt positiv auf das Nervensystem und die Psyche.
- Gähnen baut Stress ab, macht uns aufmerksamer und lässt uns konzentrierter arbeiten.
- Gähnen stärkt den sozialen Zusammenhalt (über die Wirkung von Spiegelhormone)
Kleines „Stimm-Workout“:
- Gähnen Sie einige Male richtig laut und herzhaft, strecken Sie dabei Ihre Arme genussvoll aus, ausgiebiges Räkeln und Dehnen unterstützt.
- Kneten Sie Ihre Nacken mit beiden Händen bis er warm wird.
- Klopfen Sie mit Ihren Fingerkuppen Ihr Gesicht ab: Fangen Sie an der Stirn an, gleiten Sie anschließend über Ihre Wangenknochen nach unten zu Ihrem Kinn. Dann streichen Sie mit Ihren Händen Ihr Gesicht aus in alle Richtungen.
- Beginnen Sie mit Ihrer Zunge an den Innenseiten Ihrer Wangen entlangzufahren. Gehen Sie im Anschluss in ein entspanntes Brummen über oder summen Sie Ihr Lieblingslied.
- Kauen Sie genüsslich („mmmhhh“) vor sich hin.
- Lassen Sie die Lippen locker und verspielt flattern.
Bestimmt bemerken Sie den Unterschied!
stimme.at-Autorin: Catarina Lybeck
Foto: Gianluca auf Pixabay
Eine Antwort
Hallo, mein Name ist Oskar Egle. Ich bin Vorsitzender des Musikbeirates im Chorverband Vorarlberg. Ich arbeite auch bei unserer Verbandszeitschrift „Vorarlberg singt“ mit. Wir sind ständig auf der Suche nach Fachartikeln und wollte Sie fragen, ob wir diesen Artikel in unserer Zeitschrift abdrucken dürfen. Herzlichen Dank für die Rückmeldung. Oska Egle