Die Kunst des Atmens
Einatmen und Ausatmen ist das Natürlichste für uns und kaum jemand denkt näher darüber nach. Dabei ist Luft unser wichtiges Nahrungsmittel! Würde sie uns für wenige Minuten entzogen werden, wäre dies unser Ende.
Wir haben 2 Wege zur Verfügung um zu Luft zu kommen:
1. Die Nasenatmung
2. Die Mundatmung
Die Nasenatmung ist unsere Ruheatmung, also wie wir atmen, wenn wir nichts tun. Dabei wird durch die Nase ein- und ausgeatmet und die Lippen sind geschlossen. So soll es sein!
Ein Versuch: Schließen Sie Ihre Lippen und atmen Sie durch die Nase. Jetzt halten Sie sich bitte die Nase zu und warten ab, was passiert … Genau! Sie öffnen Ihren Mund, um weiteratmen zu können.
Diese Mundatmung wird verwendet, wenn die Luftmenge, die wir durch die Nase aufnehmen, für unsere körperliche Aktivität, und das kann schon Stiegensteigen sein, nicht ausreicht ODER wenn die Nase „verlegt“ ist.
Dieses „verlegt sein“ können Polypen, große Mandeln, eine Nasenscheidewandverkrümmung o.ä. sein und es wird auf Mundatmung umgestellt. Hält diese lange an, verlässt die Zunge die anatomisch richtige Position, dies führt zu einem falschen Schluckakt.
Der ins Genick fallende Kopf bereitet Schmerzen im Hals- und Nackenbereich und führt zu einer Fehlhaltung. Sehr häufig sind auch Kopfschmerzen bis hin zu Migräne die Folgen oder kraftraubendes Schnarchen in der Nacht. Das passiert auch, wenn Sie aktuell vermehrt durch den Mund statt durch die Nase atmen, weil Sie einen Schnupfen haben. Keine Sorge, der vergeht – und das ist gut so!
Evolutionär ist die Nasenatmung angelegt und diese erfüllt viele wichtige Funktionen, die von entscheidender Bedeutung sind:
Mehr Sauerstoff im Blut
Der mit Abstand wichtigste Vorteil der Nasenatmung liegt in der um 10% bis 15% höheren Sauerstoffsättigung des Blutes. Damit werden auch unsere Organe besser mit Sauerstoff versorgt.
Die Nase als „Filter“
In den feinen Nasenhärchen bleiben Schmutzpartikel und Staub hängen, werden herausgefiltert und saubere Luft kann in unsere Lunge strömen.
Die Nase als „Klimaanlage“
Kalte Außenluft wird durch die Nase erwärmt: Je kälter die Außenluft, umso stärker wird die Schleimhaut durchblutet und desto mehr wird die Atemluft erwärmt. Wenn es minus 5 Grad Außentemperatur hat, wird die Einatemluft durch das Einatmen durch die Nase auf zirka 28 Grad angewärmt und kommt somit sanfter in unsere Lungen. Das ist eine der besten Präventionen gegen Verkühlungen!
Die Nase als „Wächter“
Indem über die Nase eingeatmet wird, wird die Luft nicht nur optimal angefeuchtet, sondern auch viele Bakterien, Viren, Sporen oder Pollen bleiben auf der feuchten Schleimhaut im Inneren der Nase hängen. So werden diese ebenfalls von unserer Lunge ferngehalten.
Die Nase als „Geschmacksverstärker“
Folgende Zitate zeigen es auf: „einen Riecher für etwas haben“ – „jemanden nicht riechen können“ – „eine Nase für etwas haben“
Auch wenn unser Geruchssinn gegenüber Tieren mehr als verkümmert ist, ist er für uns doch
• OHNE Riechen kein Geschmackssinn 🡪 darunter leiden machen Menschen mit Long Covid Symptomen
• Ein schlechter Geruch versetzt den Körper in Alarmbereitschaft 🡪„es riecht nach Feuer“
Im Gegensatz dazu:
• Wie rasch kann uns ein Geruch in eine bestimmte Situation zurückführen.
• Die Vorfreude aufs Essen bei guten Küchendüften.
Aber um bei unserem Thema von stimme.eu zu sein:
Hat eine Mundatmung negative Auswirkungen auf die Stimme?
Sehr wohl!
• Das Atmen durch den Mund trocknet die Schleimhäute aus und erschwert den Stimmlippen die Arbeit,
• die ungefilterten Schmutzpartikel reizen die Stimmlippenoberfläche und es kann zu einem Dauerräuspern führen,
• die offene Mundhaltung verändert die Zungenlage, was zu einem falschen Schluckakt und einer falschen Sprechtechnik führt und diese einen erhöhten Stimmdruck nach sich ziehen, was in einer raschen Stimmermüdung oder heiseren Stimmklang mündet.
Wenn Sie Probleme mit Ihrer Nasenatmung haben, lassen Sie diese von einem HNO Arzt/ einer HNO Ärztin abklären und wenden Sie sich bei Bedarf an eine:n Logopäd:in.
Die wiederkehrende Aufforderung „Mach den Mund zu!“ bringt nichts! Denn nur die Lippen zu schließen, korrigiert keine Fehlstellungen oder andere über lange Zeit „geübte Gewohnheiten“. Der Körper kann aber durch gezielte, individuelle Übungen wieder gelenkt werden.
stimme.at-Autorin: Sanne Stria
Foto: stock.adobe.com
2 Antworten
Sehr effektiv und verständlich erklärt…… 👏👏
Danke für das schöne Feedback, liebe Frau Riehl!