Dialekt oder Hochdeutsch – Wo fühlst du dich wohler?
Sprachgefühl und Identität: Was deine Sprechweise über dich verrät
Sprichst du lieber Dialekt oder Hochdeutsch? Und wo fühlst du dich wirklich „zuhause“? Für viele ist der Dialekt ein Stück Heimat, für andere ist Hochdeutsch die Sprache der Klarheit und Verständlichkeit – besonders im Beruf. Doch was ist „richtig“? Und wie findest du die Sprache, die zu dir passt?
Hochdeutsch – ein historisch gewachsener Kompromiss
Das heutige Standarddeutsch, das wir als „Hochdeutsch“ kennen, geht auf Martin Luther zurück. Als er vor rund 500 Jahren die Bibel aus dem Lateinischen übersetzte, verwendete er die sächsische Kanzleisprache – ein regionaler Dialekt, der zur Grundlage unserer gemeinsamen Sprache wurde. Hätte Luther in Tirol oder Schwaben gelebt, wäre unsere Standardsprache heute vielleicht eine ganz andere.
Dialekt – mehr als nur „falsch gesprochenes Hochdeutsch“
Dialekte sind keine fehlerhaften Varianten – sie sind eigenständige Sprachen mit eigener Grammatik, eigenem Vokabular und eigener Klangfarbe. Wer Dialekt spricht und Hochdeutsch beherrscht, ist in gewisser Weise zweisprachig.
Dialekt vermittelt:
- Zugehörigkeit
- Kulturelle Identität
- Emotionale Tiefe
Doch beim Wechsel ins Hochdeutsch fühlen sich viele plötzlich sprachlich „nackt“. Gefühle lassen sich schwerer ausdrücken, die Sprache wirkt fremd – fast wie eine zweite Haut, die nicht ganz passt.
Dialekt oder Hochdeutsch? Ein Pro-und-Contra-Vergleich
PRO DIALEKT:
✅ Authentizität:
„Ich kann mich im Dialekt einfach besser ausdrücken.“
✅ Nähe:
„Mit Kund:innen, die denselben Dialekt sprechen, entsteht sofort Verbindung.“
✅ Sprachlicher Reichtum:
„Es gibt viele Wörter, die es im Hochdeutschen gar nicht gibt.“
CONTRA DIALEKT:
🔄 Wechsel ist wichtig:
„Je nach beruflicher Rolle muss ich auch Hochdeutsch sprechen können, um ernst genommen zu werden.“
🌍 Verständlichkeit für alle:
„Viele verstehen meinen Dialekt nicht – vor allem Menschen mit anderer Muttersprache.“
Fazit: Sprache ist ein Werkzeug – und ein Teil deiner Identität
Ob Dialekt oder Hochdeutsch – jede Sprachform hat ihren Wert. Im Idealfall lernst du, bewusst zwischen beiden zu wechseln, je nach Situation, Publikum und Ziel. So bleibst du authentisch und wirkst zugleich kompetent.
stimme.at-Autorin: Petra Ziegler
Foto: Petra Ziegler