…und das besonders zur Weihnachtszeit.
Am Christtag fand sich jahrzehntelang meine Vorarlberger Großfamilie mit durchschnittlich 40 Menschen in allen Altersklassen bei meiner langlebigen Großmutter ein – und sangen eine Stunde lang alle nur denkbaren Weihnachtslieder. Mehrstimmig, mit Begeisterung, in denkbar bester Stimmung.
Heute in den modernen Kleinfamilien – Singen am Hl. Abend? Nicht doch – das ist urpeinlich?
Nein, ist es gar nicht. Ganz im Gegenteil. Jeder Mensch kann singen. Manchmal stimmt die europäische Harmonie halt nicht ganz. Völlig egal. Lassen Sie sich von mir ermutigen und ermuntern: Singen Sie wieder mit Familie und Freunden schon zur Advent- und erst recht zur Weihnachtszeit! Die Texte sind hilfreich – stellen Sie ein kleines Booklet zusammen, liebevoll
gebastelt, vielleicht grafisch gestaltet. Große Schrift, sodass niemand eine Brille braucht. Für die Kenner auch ggf. Noten. Mischen Sie „O du fröhliche“ ohne Scheu mit „All I want for Christmas is You“, Altes und Neues. Sprechen Sie sich ab: Pro Lied – außer den ganz bekannten – höchstens zwei Strophen. Jeder darf zwei Lieder aussuchen. Mit „Stille Nacht“ wird begonnen.
Das sind meine Argumente für alle Singmuffel:
- Singen ist gesund. Zwei Drittel aller Körpermuskeln werden bewegt, es vertieft die Atmung, verbessert die Haltung. 15 Minuten Trällern bringen das
Herz-Kreislaufsystem auf Trab. - Stimme baut Stress (Cortisol) ab. Töne, die wir selbst produzieren, laden unsere Großhirnrinde mit elektrischem Strom auf, das Gehirn produziert
mehr „Wohlfühl-Hormone“ (Beta-Endorphine, Serotonin und Noradrenalin) Damit werden wir wacher, kreativer, frischer, wir sind „hell“ im Kopf, wir laden uns selber auf. - Übung macht die Meister! Gerade das „Gedudel“ in den Geschäften nützen Sie am besten als Warm-up, um stets ein bisschen mitzusummen, mitzupfeifen, mitzu“shaken“.
Die einzige Warnung: Singen geht nicht ohne Gefühle. Wenn Sie Angst vor Gefühlen haben, belegen Sie sich mit Singverbot 😉
Wenns zur Weihnachtszeit aber durchaus herzvoll sein darf – dann lassen Sie nicht nur die Glocken süß klingen, sondern auch Ihre Stimme.
Meine Playlist zum „Reinkommen“ gibt es auf Youtube auf Knopfdruck.
1. Have a holly, jolly Christmas. Michael Bublé.
2. I’m not dreaming of a White Christmas. Gilbert O’Sullivan.
3. White Christmas. Cartoon Song. Besonders entzückendes Video!
4. Es wird scho glei dumpa. Andreas Gabalier.
5. Stille Nacht, heilige Nacht. Das Original.
Haben Sie erstmal Weihnachten geschafft, dann könnte nach und nach Ihr gesamtes Jahr wieder klangvoller werden. Scheuen Sie sich nicht, zu singen, wenn Ihnen auch nur ein bisschen danach ist. Wir leben mit einer Musikindustrie, die jedes Kind mit Hilfe von viel Technik richtig singen lässt.
Das soll und darf uns aber kein Maßstab für die eigene Sing-Stimme werden – es verdienen doch nur ganz wenige Menschen auf der Welt ausschließlich mit Singen ihre Brötchen.
Die Menschheit singt, wann immer sie ihre emotionale Lage positiv beeinflussen will und damit „es“ noch leichter wird: Matrosenlieder, Wanderlieder, Arbeitslieder, Klagelieder, Kinderlieder, Wiegelieder, Liebeslieder….uvm. Damit Gefühle nach außen kommen. Damit wir andere Menschen berühren. Damit wir mit uns selbst in Kontakt kommen. Vor allem mit der Lebensfreude in uns. Der griechische Philosoph Platon leitete schon den Begriff CHOROS (Gesang) von CHARA (Freude) ab.
Fragen Sie die Chorsänger in Ihrem Bekanntenkreis, sie werden Ihnen bestätigen, wie gut sich Singen auswirkt. Nach einem 10-Stunden Stress-Tag in die Chorprobe. Nach zwei Stunden Singen sind die allesamt so aufgeladen, dass sie unbedingt noch zum Wirt ums Eck auf ein Achtel Wein gehen „müssen“.
Erinnern Sie sich selbst: Wann haben Sie zum letzten Mal in einer Runde zur Gitarre gesungen? Haben wir erstmal „Country Roads“ geschmettert, kommt „Über den Wolken“ sicher auch noch, und bis „Rote Lippen soll man küssen“ ist es dann nicht mehr weit, nicht wahr?
Und wenn wir im Auto erstmal „I’m only human“ oder „Strangers in the night“ laut aufdrehen und mitsingen – dann halten wir die letzte Viertelstunde einer
anstrengenden Autofahrt gut durch.
Auch rund ums Jahr gilt also: Lassen Sie sich von Ihren Lieblingsliedern anstiften zum Mitsummen. Verändern und erneuern Sie Ihre persönlichen Hitlisten immer wieder einmal – und lassen Sie sich NIE wieder vom Singen abhalten! Ganz egal, wer immer Ihre Singstimme einmal beleidigt oder kritisiert hat, ab heute ist Schluss damit! Versprochen?
Ingrid Amon ist Trainerin für Sprechtechnik, Rhetorik und Präsentation. Die Autorin des Bestsellers „Die Macht der Stimme“ bietet Einzelcoaching und Seminarleitung an.