Stimmtraining beim Wandern
Spätsommerliche Temperaturen und herbstliche Landschaft laden zum Wandern ein. Viele von uns zieht es dabei in die Berge.
Wie können wir aber diese wunderbare Tätigkeit, bei der das Erleben von Natur mit Sport verbunden wird, für unsere Stimme und unsere persönliche Präsenz nützen?
Wir wollen Ihnen wertvolle Tipps und Anregungen auf den Weg mitgeben, mit denen Sie während des Freizeitvergnügens – sozusagen im Vorbeigehen – Ihre Softskills im Arbeitsalltag steigern können.
Hinauf auf den Berg!
Achten Sie beim bergauf Wandern auf eine regelmäßige Atmung. Diese wird durch eher kleine, regelmäßige Schritte unterstützt. Ob es funktioniert, können Sie am Atemrhythmus beobachten: dieser sollte gleichmäßig bleiben. Der Körper wird so langsam vorbereitet und macht das Wandern zum noch größeren Vergnügen. Versuchen Sie auch folgende Vorstellung: Der Berg und der Weg tragen mich – heben mich Schritt für Schritt. Dadurch werden Ihre Schritte dynamischer, federnder und effizienter.
Ihr Nutzen: Die Aufmerksamkeit auf Ihren regelmäßigen Atemrhythmus macht es einfacher, im Alltag den „ruhigen“ Atem zu finden. Dies hilft insbesondere in Stresssituationen.
Aussicht genießen!
Bleiben Sie an einem schönen Aussichtspunkt stehen. Je weiter der Ausblick, umso besser. Lassen Sie die Atmung wieder ruhiger werden und verinnerlichen Sie dann die herbstliche Landschaft: Spüren Sie, wie die „innere Weite“ sich verändert und wie Ihre Wahrnehmungsintensität sich steigert. Stellen Sie sich vor, dass die große Weite, die Sie vor sich haben, Ihre „Bühne“ ist, Sie die Landschaft umarmen und Ihre persönliche Präsenz weit in die Ferne reicht. Vielleicht wollen Sie auch Ihre Arme seitlich ausstrecken oder Sie haben Lust auf einen kurzen „Jauchzer“!
Ihr Nutzen: Mit dieser wirkungsvollen Übung, die aus dem Bühnentraining kommt, stärken Sie Ihre persönliche Präsenz und weiten Ihr Stimmvolumen.
Höhenluft schnuppern!
Schnuppern Sie die Höhenluft ganz bewusst: inwiefern riecht die Luft hier oben anders als die, die Sie im Alltag umgibt? Welche Gerüche nehmen Sie wahr? Können Sie die Erde, die Bäume, die Felsen riechen? Vielleicht auch das Wetter, so wie es im Moment ist?
Ihr Nutzen: Mit der Art des Einatmens, das Sie beim bewussten Schnuppern einsetzen, stärken Sie Herz und Lungen.
Wieder Bergab!
Beim bergab Marschieren ist Knie-schonendes Gehen von Vorteil: Sie können Stöcke nützen oder durch leichtes Anspannen der Pobacken die für die Kniegelenke belastende Erschütterung abfedern. Wenn Sie Stimm-schonend vorgehen wollen, sind auch Dehnungsübungen für Beine und Schulterbereich direkt nach der Wanderung sinnvoll. Da Ihre Muskeln durch das Wandern mehr als im Alltag beansprucht werden, kann es ansonsten zu Verspannungen kommen. Diese wirken zumeist ein bis drei Tage nach und machen sich häufig auch stimmlich bemerkbar.
Ihr Nutzen: Da Ihre Stimme besser und voller klingt, wenn Sie mit nicht durchgestreckten Knien sprechen, ist es wichtig, die Muskulatur rund ums Knie zu trainieren … und die Knie zu schonen.
Mit diesen Tipps können Sie ganz einfach Freizeitfreude mit Nützlichem verbinden. Probieren Sie es aus und wenn Sie Lust haben, berichten Sie uns von Ihren Erfahrungen. Und vergessen Sie nicht: Wanderungen in der Natur unterstützen unseren seelischen Ausgleich, wir fühlen uns „mittiger“. Da Stimme und persönliche Präsenz aus der Mitte kommen – ein bedeutsamer Faktor! Viel Freude!
Mag. Barbara Widhalm ist Logopädin, Psychologin und Stimmtrainerin. Sie arbeitet mit den Schwerpunkten Stimme, Sprechen und Sprache im klinischen Feld, seit 1999 auch in freier Praxis.
Mag. Catarina Lybeck ist Stimmtrainerin und dipl. Opernsängerin. In ihrem Studio in Salzburg führt sie Gesangs- und Stimmtrainings durch. Schwerpunkte ihrer Arbeit: Wahrnehmungsorientiertes Training der Sprech- und Gesangstimme, Atemtechnik, persönlicher Ausdruck, Einzelcoachings sowie Seminare und Vorträge rund um das Thema Stimme.
Die nächsten Termine zum gemeinsamen Seminar mit Mag. Barbara Widhalm und Mag. Catarina Lybeck: www.sprechlust.at